Samstag, 10. Februar 2018

Vorbilder

Es gibt Größen wie Mahatma Gandhi oder Audrey Hepburn, die vielfach zitiert werden und eine Vorbildfunktion haben. Die ersten Vorbilder eines Kindes sind meistens die Eltern, danach werden oftmals noch andere Personen Vorbild. Meistens welche, die vom Alter noch näher dran sind. Und manchmal auch Charaktere aus Filmen, die nicht real existieren, denen ein Kind oder Jugendlicher trotzdem gern nacheifert. Wenn sich ein junger Mensch jemanden zum Vorbild nimmt, dann stellt dieser für ihn etwas dar, das er selbst erreichen möchte. Demnach haben Vorbilder zweifellos eine große Verantwortung. Da brauchen wir nur unsere Eltern zu fragen. Als kleines Kind werden wir sie wohl kaum so sehr in Frage gestellt haben wie später in der Pubertät oder sogar noch viel später.

Ich denke, jemand, der Vorbild sein möchte, tut dies, indem er es anderen vorlebt. Vorbild ist man nicht durch das, was man ist, sondern durch das, was man aus sich macht.
Jemand, der sich zum Beispiel gesund ernährt und nicht darüber spricht, macht viel mehr Eindruck als jemand, der sich äußerst ungesund ernährt, aber immer Moralpredigten darüber hält, wie wichtig gesunde Ernährung sei. Genauso verhält es sich mit Eltern, die ihrem Kind mit angezündeter Zigarette im Mundwinkel einschärfen: "Fang niemals an zu rauchen, wenn du groß bist."

Das klingt an sich ja eigentlich ziemlich logisch. Wer Vorbild sein will, sollte sich richtig verhalten, denken wir jetzt möglicherweise, und sein Leben so gut machen, wie er kann. Doch was verstehen wir wirklich unter einem guten Vorbild mit "richtigem" Verhalten? Ein Patentrezept dafür gibt es schließlich nicht und außerdem wäre jemand, der sich des guten Vorbildes willen so sehr verbiegt, auch schon wieder ein ziemlich fragwürdiges Vorbild meiner Meinung nach.

Ich würde sagen, Vorbild sein heißt nicht etwa, immer alles richtig zu machen. Das wär auch unwahrscheinlich und kann zudem unnötig Druck machen auf diejenigen, die dem Idol nacheifern und letztendlich selbst alles perfekt machen wollen, was gar nicht Sinn der Sache ist.
Vorbilder können nämlich auch mal scheitern und so richtig auf die Nase fallen, um dann wieder aufzustehen und weiterzumachen. Damit können sie zeigen, dass es funktioniert. Und zugleich auch, wie es nicht funktioniert und dass man das erstmal erfahren haben muss, bevor man es besser macht.

Vorbildlich ist es jedoch auch nicht, wenn man jemanden etwas vorlebt, wohinter man eigentlich nicht steht und das sich letztendlich nur als geschönte Fassade entpuppt. Ich denke, dass z. B. Eltern, die sich nicht trennen, mit dem Grund, sie seien sonst ein schlechtes Vorbild für ihre Kinder, damit noch längst kein gutes Vorbild abgeben. Da kann sogar die Trennung noch das bessere Vorbild sein, auch, wenn es in dem Moment weder von Seiten der Eltern noch der Kinder auf den ersten Blick so empfunden wird.

Ich glaube, dass die Menschen immer die besten Vorbilder waren, die immer ihren eigenen Weg gegangen sind, auch, wenn er nicht der Norm entsprach, die aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt haben und immer noch lernen, und die sich selbst treu geblieben sind. Und nicht unbedingt die Menschen mit dem perfekten Lebenslauf und der Überzeugung, sie wüssten bereits alles.

Vorbilder machen oftmals mehr aus, als wir denken. Oftmals denken wir gar nicht viel darüber nach, was wir gerade tun, zum Beispiel, wenn wir jemanden selbstbewusst sagen, was wir gerade denken, oder konsequent den Müll trennen. Es gibt mehr Menschen in unserer Nähe, die das wahrnehmen, als wir glauben, und sich plötzlich daran orientieren. Es heißt ja auch, wer die Welt verändern will, muss bei sich selbst anfangen. Das ist meist viel schwieriger, als mit dem Finger auf andere zu zeigen und zu sagen "Du musst mehr Sport machen", "Du musst aufhören, Alkohol zu trinken" oder "Du darfst andere nicht ungerecht behandeln.". Die Welt ändert sich dadurch, sich gegenseitig zu korrigieren und maßzuregeln. Sie ändert sich, weil jemand anfängt, und andere davon so begeistert sind, dass sie es auch tun.

Ich selbst kann mich nur schwer daran erinnern, ob ich in meiner Kindheit und Jugend selbst einmal ein wirkliches Vorbild hatte, das mich so sehr geprägt und dem ich nachgeeifert hätte. Inspiriert haben mich dagegen viele Dinge, z.B. Geschichten oder Begegnungen mit bestimmten Menschen. Und ich hoffe, dass ich selbst auch irgendwann andere Menschen inspirieren kann.