Montag, 12. März 2018

Weshalb ich vegan lebe

Neun Jahre ist es nun her, dass ich vor meinem Teller Grillwürstchen mit Kohlrabistreifen saß und beschloss, Vegetarierin zu werden. Dies habe ich vor einigen Jahren bereits in einem meiner ersten Blogbeiträge erwähnt, doch das Thema ist nun aktueller denn je. 
Drei Jahre später entschied ich mich für den nächsten Schritt: Veganerin zu werden. Davor ließ ich immer mehr auch Eiprodukte weg, doch irgendwann wollte ich mich ganz und gar von tierischen Produkten abgrenzen.

Viele Menschen, die von meinem veganen Lebensstil erfahren, zeigen sich meiner Erfahrung nach sehr interessiert und wollen oft wissen, wie es dazu gekommen ist. 
Ich selbst verurteile niemanden, der neben mir sitzt und ein Stück Fleisch auf dem Teller hat, wie manchmal angenommen wird. Genauso, wie andere meine Entscheidung, vegan zu leben, tolerieren, toleriere ich es, dass sie sich anders ernähren als ich.

Wir sind schließlich fast alle so aufgewachsen, dass es normal ist, Tiere zu essen und zum eigenen Zweck zu benutzen. Die ersten dreizehn Jahre meines Lebens war dies auch der Fall. 
Für unsere Großeltern war Fleisch sogar höchst kostbar, wenn man mal an den ersten oder zweiten Weltkrieg denkt. 

Heute aber sind tierische Produkte zu billiger Massenware geworden. Ich denke, ein Putenschnitzel für 99 Cent aus der Tiefkühltruhe kann nicht gerade von einem würdigen Tierleben zeugen. 

Und doch sind Menschen Fleisch als Nahrungsmittel so sehr gewöhnt und dazu erzogen worden, es zu essen, sodass sie nicht so schnell auf die Idee kommen, zu hinterfragen, was möglicherweise dahinter steckt.
Wir leben nicht mehr in der Steinzeit, wo Menschen viel Kraft und Geduld aufwenden mussten, um ein Tier zu jagen, und sich nur das genommen haben von der Natur, was sie zum Leben brauchten. Die Zeiten haben sich stark geändert.

In unserer Gesellschaft wird weit mehr konsumiert, als tatsächlich gebraucht wird. Vor allem wird auch noch viel weggeschmissen, wenn man beispielsweise keinen Appetit auf das Gericht mehr hat, aber das fällt kaum auf, weil es ja genug Angebot gibt.
Heutzutage ist es ganz bequem: jeder kann in den Supermarkt gehen und in Plastik eingeschweißtes Hühnchen kaufen, dass nicht einmal mehr nach einem toten Tier aussieht. So ist es auch einfach, zu vergessen, dass es mal rumgelaufen ist und ein Bewusstsein hatte.

Ich bin mir sicher, wenn Menschen jedes Tier, das sie verzehren, vorher selbst schlachten und ausnehmen müssten, würden die wenigsten es übers Herz bringen. Doch die Werbung und die Medien, die tierische Produkte als appetitlich anpreisen und suggerieren, dass es gesund und von den Nährstoffen her wichtig sei, lassen das zu leicht vergessen, was in den Schlachthöfen hinter den Mauern passiert. Ich glaube aber, jeder, der tierische Produkte konsumiert, sollte sich bewusst sein, wo das Fleisch herkommt. Die wenigsten Kinder, die auf dem Bauernhof kleine Kälber und Lämmer streicheln und die sehr süß finden, sind sich darüber im Klaren, dass genau diese Tiere früher oder später auf dem Teller landen. Wurst ist Wurst, aber wo die Wurst herkommt, sagt ihnen keiner.

Meiner Meinung nach macht es keinen Sinn, die Augen davor zu verschließen oder es zu beschönigen, woher das Fleisch kommt. Die Tiere leiden so oder so in den Massentierhaltungsbetrieben. Selbst wenn wir nicht hinsehen oder uns vor den Videos, die dort heimlich aufgenommen wurden, ekeln: Die Realität ist es leider trotzdem, und kein Horrorstreifen, in dem das Blut aus Tomatensoße besteht.

Ich habe mich entschieden, das System der Massentierhaltung nicht mehr zu unterstützen. Inzwischen kann ich mir nicht mehr vorstellen, jemals wieder anders zu leben, so stark ist meine Abneigung gegenüber tierischen Produkten geworden. Ich kann es nicht mehr als etwas betrachten, das man essen kann, auch wenn das für Normal-Esser wahrscheinlich schwer zu verstehen ist.

Meine Ehrfucht gegenüber dem Leben ist es vor allem, weshalb ich mich entschieden habe, Veganerin zu werden.  
Für mich gehört das Leben an sich zu den größten Wundern, die uns täglich umgeben, egal, in welcher Form. Jeder Mensch, jedes Tier und jede Pflanze ist in meinen Augen ein Träger dessen, weshalb wir es mit Respekt behandeln sollten und es nicht leichtfertig nehmen sollten, wenn wir es eigentlich nicht nötig hätten.

In unserer Konsumgesellschaft ist das vielleicht ein ungewöhnlicher Gedanke. Doch es ist bereits ein gewisses Umdenken erkennbar, wenn ich sehe, wie viele Restaurants vegane Gerichte anbieten und diese Ernährung sich zum Trend entwickelt. 
Zudem denke ich, dass vegane Ernährung eine Entscheidung ist, die nicht missioniert werden kann. Wer sich vegan ernähren möchte, sollte es tun, wenn er selbst hundertprozentig dahinter steht. Nicht mit dem Hintergrund etwa, weil es Trend ist oder andere Menschen ihn dafür verurteilen, dass er Fleisch isst. So war es auch bei mir, ich selbst habe als Teenager diese Entscheidung aus eigener Motivation getroffen.