Montag, 28. Mai 2018

Die große Freiheit

Freiheit ist das, was in der heutigen Zeit hoch angepriesen wird und als höchst erstrebenswert gilt. Doch was ist Freiheit eigentlich? Ist man frei mit dem Erreichen der Volljährigkeit, sobald man selbstverantwortlich Formulare unterschreiben darf? Oder ist man frei, wenn man etwas tut, wovon dem man genau weiß, dass die Menschen in der Umgebung das nicht gut fänden? Bedeutet Freisein vielleicht auch, einer Arbeit nachzugehen, die man liebt? Hat Freiheit möglicherweise auch ein bisschen mit Egoismus zu tun? War es Freiheit, wenn unsere Mutter uns als Kind mit Freunden alleine draußen spielen ließ und wir nachhause kommen durften, wann wir wollten?

Freiheit ist ein großes Wort. Und so traurig es klingen mag, ich glaube, die wenigsten Menschen auf dieser Welt sind wirklich frei, ganz gleich, ob wir im 21. Jahrhundert leben. Vielerorts wird Freiheit als ein grundlegenes Menschenrecht angesehen. Doch so frei, wie der Mensch sich hält, ist er oftmals doch nicht - dazu unterwirft er sich zu sehr gesellschaftlichen Zwängen.
In anderen Ländern müssen Menschen darum kämpfen, frei zu werden und überhaupt ein selbstbestimmtes Leben führen zu dürfen. Hier ist das nicht so- und doch fühlen sich viele nicht frei. Sie fühlen sich beispielsweise durch die Erwartungen ihrer Mitmenschen unter Druck gesetzt und denken, sie müssten ihrem Umfeld gerecht werden. Oftmals beeinflusst unser Umfeld - unsere Familie, unsere Freunde oder die Gesellschaft im Allgemeinen- uns mehr, als uns möglicherweise bewusst ist. Durch Werbung wird uns suggeriert, was gerade angesagt ist und was wir toll finden sollten.
Viele Menschen haben das Gefühl, sich und anderen etwas beweisen zu müssen oder fürchten sich davor, ihre Freiheit auszuleben. Freiheit ist schließlich auch mit Verantwortung verbunden und heißt auch, den Sprung ins kalte Wasser zu wagen. Und sich manchmal nicht darum zu kümmern, was das Umfeld sagt. Sich für das Geschichtsstudium zu entscheiden, obwohl die Familie auf ein Jurastudium hofft, zum Beispiel. Eine große Reise anzutreten, auch wenn man nicht weiß, wohin sie einen führt. Das zu tun, was man eigentlich schon immer wollte, auch wenn man nicht weiß, wie es danach weitergeht. Das alles ist unsere persönliche Freiheit, doch der erste Schritt ist es, sich überhaupt erst zu erlauben, frei zu sein. Ich glaube, dass uns der Gedanke, frei zu sein, manchmal utopisch erscheint, obwohl wir diese Freiheit theoretisch besitzen.
Freiheit ist auch ziemlich subjektiv. Jeder hat eine andere Vorstellung davon, wie sich Freiheit anfühlt. Einen Job zu haben, den man liebt, kann auch als Freiheit empfunden werden. Oder an einem Ort zu wohnen, an dem alle paar Minuten eine Bahn fährt.
Freiheit kann so unterschiedlich interpretiert werden. Welche Art von Freiheit es jedoch auch sein mag: Meistens muss man sich selbst erst die Erlaubnis geben, sie zu nutzen, und sich ihrer bewusst machen. Und ja, ich würde sagen, selbst ein wenig gesunder Egoismus ist auch dabei.

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